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Ein wunderbarer Mensch ist gegangen: Hartmut Bielefeld †

Der Tennissport nimmt Abschied von Hartmut Bielefeld. Der langjährige Coach, Mentor und Meistertrainer starb am Freitag, 16. Oktober, nach einer langen und schweren Krankheit im Alter von 78 Jahren.

Tennis – das war das Leben des Unternehmers und scharfen Analytikers. Als Junge spielte er noch beim 1. FC Bocholt Fußball. Dann wechselte er zum weißen Sport und wurde gewissermaßen eine Ikone.

Weltklasse-Tennis in Bocholt: Hartmut Bielefeld holte die Stars ins Westmünsterland.

Seine Erfolgstrophäen, Meisterschaftsurkunden und -plaketten würden mehrere Vitrinen füllen. Allein 15 Mal war er Deutscher Seniorenmeister, nahm dreimal an Weltmeisterschaften teil; seine Stimme hatte Gewicht beim Verband. Und er war als Bocholter dem nahen Nachbarland eng verbunden: viermal niederländischer Mannschaftsmeister und überall hoch angesehen. Interviews mit niederländischen Medienvertretern führte er in deren Heimatsprache, tauschte sich mit seinen Tennismädels in perfektem Englisch aus – und hatte immer ein Ohr, auch für ihre persönlichen Sorgen und Nöte.

Er verstand es wie kein anderer, Tennistalente aus der großen, weiten Welt ins beschauliche Bocholt zu holen. Er formte aus Individualisten starke Teams. Unvergessen waren die „Euro-Girls“, die 2001 zum ersten Mal für seinen Heimatverein TC Blau-Weiß Bocholt von 1894 die Deutsche Meisterschaft holten – damals mit Weltklassespielerinnen wie Kim Clijsters (später Weltranglistenerste und Grand-Slam-Siegerin), Patty Schnyder oder Barbara Schett. 2008 holte er Caroline Wozniacki, die als Weltranglisten-63. für Bocholt spielte – und später monatelang das Weltranking anführte.

Erstes Triple dank „Weltklassetennis in Bocholt“

Unvergessen und frisch im Gedächtnis bleiben die drei Deutschen Meisterschaften 2012, 2013, 2014. Erstmalig schaffte ein Team ein Triple. An der Spitze: Hartmut Bielefeld.

Der erfahrene Coach wusste immer genau, wie er seine Mannschaft nochmals stärken konnte – und dank seines weitgefächerten Netzwerkes fiel ihm das nicht schwer. „Weltklassetennis in Bocholt“ wurde zur Marke. Mit dabei Topstars aus der Szene wie Lucie Safarova, Alizé Cornet, Klára Koukalová, Anna-Lena Grönefeld, Barbora Záhlavová Strýcová und viele mehr.

Dritter Titel in Folge, in der Tennis-Bundesliga unerreicht: Hartmut Bielefeld (Zweiter von links mit seinen Enkelkindern Max und Katharina) mit dem Erfolgsteam 2014. Fotos: Horst Andresen

Im Winter 2015 wurde der TC Fidonia Bocholt (Namensgeber nach zuvor TC WattExtra Bocholt) zum 13. Mal seit 1998 Niederrheinmeister. „Unser Titel für Hartmut“, sagte Mannschaftsführerin und des Trainers rechte Hand Amanda Hopmans, seit 1997 im Verein und treue Weggefährtin, wie auch die Holländerinnen Chayenne Ewijk, Nicole Thyssen oder ehemals Dorien Warmelink sowie Claire Wegink.

Bis zuletzt war Harmut Bielefeld die Ausbildung des Tennisnachwuchses eine Herzensangelegenheit, sein Hobby und ewiger Antrieb. Er kümmerte sich um Talente aus Bocholt und der Region wie sonst niemand. Er konnte anspornen, anfeuern, analysieren. Und machte sie alle besser.

Hartmut Bielefeld hat mit großer Unterstützung seiner Frau Inge und der Familie einen großen Kampf gegen eine tückische Krankheit verloren. Sein Lebenswerk bleibt. Ein wunderbarer Mensch ist gegangen.

(Horst Andresen)